In zwei Wochen ist die Quote Geschichte. Eineinhalb Generationen von Landwirten haben damit gewirtschaftet. Ab April heißt es eins, zwei, drei, los in eine neue Milchzukunft. Was bleibt von der Quotenregelung, außer hohen Zusatzabgaben, verunsicherten Milchbauern und allgemeiner Aufrüstung in der Branche? Was kommt?
Genau weiß das niemand, aber viele Ställe sind schon gebaut und auch die Kapazitäten der Milchverarbeitung stehen. Die Milchmenge wird zunehmen und damit auch der Konkurrenzdruck. Vergessen wird gerne, dass auch bereits in den vergangenen zehn Jahren die Milchmenge in Österreich um 10 % gestiegen ist und dafür viele Landwirte zur Kasse gebeten wurden.
Landwirt Johannes L. aus NÖ spürte das und fragt: „Warum werden Österreichs Landwirte bezüglich der Zusatzabgabe am stärksten zur Kasse gebeten? Lag es an der geringen nationalen Quote, die Österreich im Vergleich zu anderen Ländern im Zuge der EU-Verhandlungen zugeteilt bekam? Wie sieht das mit der Super-Abgabe (Strafzahlungen) für Kontingentüberlieferungen in anderen EU-Ländern aus?“
Herr Ing. Josef Weber, Milchexperte aus St. Pölten, sieht das folgendermaßen: „Nach 36 Jahren und neun Monaten endet mit 31. März 2015 in Österreich die einzelbetriebliche Milchquotenregelung. In der EU wurde eine Mengenregelung 1984 eingeführt, und seit dem EU-Beitritt Österreichs 1995 galten die Bestimmungen des EU-Milchquotenrechtes auch für die österreichischen Milchbauern.
27,83 Cent pro Kilogramm
Wenn die nationale Anlieferungsreferenzmenge (A-Quote) überschritten wird, ist eine Zusatzabgabe von 27,83 Cent pro Kilogramm Überlieferung zu entrichten. Zuvor werden Unterlieferungen den Überlieferungen zugeteilt (nationale Saldierung). Die Höhe der Zusatzabgabe ist also vom Ausmaß der Überschreitung der nationalen A-Quote abhängig. Die Agrarmarkt Austria berechnet die Zusatzabgabe und veröffentlicht bis 15. Juni die Gesamtsumme an Zusatzabgabe sowie die Zusatzabgabe pro Kilogramm Überlieferung.
In Österreich wurde die nationale A-Quote 2014/2015 von 2.911.287 t im Zeitraum von 1. April 2014 bis 31. Jänner 2015 um 152.474 t überliefert. Demnach ergibt sich für diesen Zeitraum eine Zusatzabgabe von 42,43 Mio. Euro.
Für die endgültige Berechnung ist die Anlieferungsentwicklung von Februar und März 2015 mitzuberücksichtigen.
Rekordüberlieferung von 588.000 t auch in Deutschland
Im Quotenjahr 2013/14 mussten deutsche Milcherzeuger 12,69 Cent pro kg Milch (ohne Molkereisaldierung) bezahlen. Insgesamt wurden 163 Mio. Euro nach Brüssel überwiesen. 2,9 % mehr Milch wurden im Vergleich zum Vorjahr erzeugt, insgesamt waren es 30,81 Mio. t.
In 13 EU-Staaten wird 2014/15 die nationale Milchquote überliefert. Die 13 Länder (Belgien, Dänemark, Deutschland, Estland, Spanien, Irland, Italien, Zypern, Lettland, Luxemburg, die Niederlande, Österreich und Polen) verfügen über 59 % der Anlieferungsmengen in der EU. Seit Mitte Dezember 2014 ist die Milchanlieferung in vielen EU-Staaten aufgrund sinkender Preise und drohender Zusatzabgabe rückläufig.
Obwohl es in den vergangenen fünf Jahren jährlich eine Erhöhung der nationalen A-Quote gab, wird aufgrund der starken Anlieferungssteigerung die Überlieferung im letzten Milchquotenjahr relativ stark ausfallen.
Österreich ist ein Milchland – mit 2 Mio. ha Grünland und Futterflächen. Bei entsprechenden Rahmenbedingungen wird die Milchanlieferung in den nächsten Jahren durchschnittlich um 1 % ansteigen. Mehr Milchanlieferung bedeutet mehr Vermarktung im Inund Ausland. Daher sind mehr Produktwissen, mehr Produktpräsentation, mehr Marketingund Öffentlichkeitsarbeit von der gesamten Milchbranche erforderlich.“
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